◊ A.T.Still Begründer der Osteopathie
◊ Ende des 19.Jahrhunderts in Amerika erstmals beschrieben
◊ Ganzheitliche Medizinphilosophie
◊ Osteopathie in Deutschland

Andrew Taylor Still (1828-1917)

Aufgewachsen im Grenzland Amerikas studiert Andrew Taylor Still schon als kleiner Junge die Natur und seziert Eichhörnchen und anderes Kleintier welches er bei der Jagt erlegt, später widmet er sich dem Anatomiestudium an Indianerleichen. Sein Vater ist Methodistenprediger und nimmt ihn häufig mit auf seine Missionarsreisen, oder er hilft seiner Mutter im Haus. Der Kampf gegen die Sklaverei, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Liebe, Entschlossenheit, Offenheit, Glaube und Stärke prägen Stills Elternhaus.

Nach Beendigung seines Medizinstudiums geht er in die Armee, arbeitet einige Jahre als Feldarzt im Bürgerkrieg und sieht viele Menschen sinnlos sterben. Als er aus dem Krieg zurückkehrt, bricht eine Meningitisepidemie über seine Familie ein und nimmt zwei seiner Kinder und ein Adoptivkind mit in den Tod. Still bleibt ratlos mit der Frage zurück: „Hat Gott den Menschen bei Krankheit in einer Welt des Ratens verlassen? Soll man raten was der Fall ist? Was man geben soll, wie das Ergebnis sein wird?“ und er wendet sich von der etablierten Medizin und sämtlichen religiösen Institutionen ab und macht sich auf die Suche nach einer besseren Medizin.

Die erste Osteopathieschule

So macht sich Still weiter auf den Weg den Menschen zu studieren und schließt, dass „Ordnung und Gesundheit untrennbar sind“. Er nennt seine Medizinphilosophie Osteopathie und behandelt viele Menschen mit unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen. Von vielen wird er verjagt und verteufelt, aber dank seiner großen Behandlungserfolge, hat er bald einen weit verbreiteten Ruf als „Wunderdoktor“.

Auf Drängen von Patienten und auch einiger Ärzte eröffnet Still 1892 die American School of Osteopathy – die erste Ausbildungsstätte für Osteopathie – in Kirksville.

Osteopathie in Europa und Deutschland

In Europa wird die Ausübung der Osteopathie heute in sechs Ländern staatlich geregelt: Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Malta und Schweiz.

Ein Schüler Dr. Stills, der Engländer Dr. John Martin Littlejohn,  bringt die Osteopathie Anfang des zwanzigsten Jahrhundert auf den alten Kontinent. Hier entwickelt sich die Osteopathie als rein manuelle Form der Medizin weiter. Hat sich Dr. Still vor allem mit dem Bewegungsapparat, also mit Knochen, Gelenken, Muskeln und Sehnen beschäftigt, vor dem Hintergrund, dass nur eine freie Beweglichkeit dieser auch eine freie Versorgung der Gewebe gewährleisten kann, entwickeln andere Osteopathen das Konzept der Osteopathie fort.

In Deutschland nehmen einige Therapeuten nach der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes 1939 die Arbeit und Forschung in der Osteopathie und insbesondere in der Chiropraktik wieder auf. In den 1950er Jahren beginnen auch Ärzte, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“zu nutzen.

Eine zusätzliche Ergänzung erfährt die Osteopathie in den 1980er Jahren. Die französischen Osteopathen Jean-Pierre Barral und Jacques Weischenck beschäftigen sich ausführlich mit den inneren Organen und wie diese osteopathisch untersucht und behandelt werden können und erweitern die Osteopathie um den sogenannten viszeralen Bereich.

1994 wird der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der Verband der Osteopathen e.V. (VOD). In der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie bemühen sich verschiedene osteopathische Berufsverbände um einen einheitlichen Ausbildungsstandard und eine Berufsanerkennung.